Als wir uns 2019 über Kleinanzeigen ein privates Wohnmobil für sechs Wochen geliehen hatten ist für uns schon während der Reise klar geworden das wir unsere Art zu Reisen gefunden hatten und das wir genau das länger machen wollen.
Camping für uns entdeckt
Schon 2016 zog es uns bei den ersten Reiseplanungen nach Skandinavien. Wir kauften für relativ kleines Geld, ein mit 36qm für zwei Erwachsene und zwei Kinder, viel zu großes Zelt. Unsere Kinder waren damals 5 und noch nicht ganz 1 Jahr alt. Wir kauften alles zusammen was wir so glaubten zu brauchen. Zur erdachten Ausrüstung zählten: Wie gesagt ein fälschlich etwas zu groß geratenes 36qm-Hauszelt, Tisch und Stühle, Geschir, Zwei-Flammen-Katuschenkocher samt 10 Kartuschen, Falt- Küche, Kanister für Frischwasser, faltbare Abwaschschüssel, gigantische Isomatten, Schlafsäcke, uvm. (Vieles der Ausrüstung würden wir später vor unserer Langzeitreise wieder verkaufen.)
All das passte dann wieder erwarten in unseren Volvo V40 samt Dachbox, welcher damit auf seine alten Tage wohl nochmal dezent überladen wurde.
Wir buchten einen schönen Campingplatz in Orrefors in Südschweden, außerdem für die Anreise eine Nacht in einem Ferienhaus in Dänemark und für die Rückreise eine nach in einem Wohnwagen.
Die drei Wochen waren herrlich uns wir lernten eine andere Familien kennen mit der wir seit dem befreundet sind und noch weitere Urlaube verbracht haben. Dazu wird es später nochmal einen Rückblick-Beitrag geben.
Es folgten weitere Reisen nach Skandinavien, zunächst noch einmal mit dem Riesenzelt danach planten wir eine Reise mit einem Wohnmobil durch Norwegen.
Erste Schritte
Nach unseren sechs Wochen in Norwegen und Schweden im geliehenen Wohnmobil fingen wir an Pläne zu schmieden, Prioritäten abzuwägen, das Budget auszuloten und diverse Kleinanzeigen zu speichern und uns so mehr und mehr klar zu werden in welche Richtung es geht. Im geliehenen Womo wurde mir klar, dass ich mit drei bzw. später vier Kindern noch weniger Lust haben würde die Sitzecke aka Dinette jeden Tag als Schlaf-/ Sitzmöglichkeit umzubauen. Also suchten wir nach Modellen mit Stockbetten für wenigstens zwei Kinder, und kamen so auf die alten Niesmann&Bischof Clou, genauer gesagt Clou 670F – F für Familie. Am liebsten wäre mir einer mit Dreier-Stockbetten, allerdings wurde diese Option früher nicht so oft gebucht und heutzutage sind sie super selten. Außerdem lernten wir, dass es bei den Clou je nach Baujahr welche mit Holz oder Alu-Sandwich-Böden gab und das das zT 40 Jahre alte Holz meist schon zu Torf geworden ist. Nach einem wirklich bösen Reinfall, mit einem meiner Nase nach offensichtlich schimmeligen und verbastelten Clou, fanden wir nach einer sehr aufregenden Suche bei Kleinanzeigen schon beim zweiten ernsthaften Versuch unseren Friedolin für akzeptable 17k €. Das die Preise für Wohnmobile pandemiebedingt 2021/2022 völlig verrückt spielten und gefühlt wöchentlich stiegen und wir gefühlt auch unter mehr Druck standen „überhaupt noch eins zu bekommen“ zerrte an unseren Nerven.
Im Februar 2021 war er dann so weit. Ich fuhr noch ohne LKW-Führerschein, dafür in Begleitung meiner Mutter, zwei mal nach Plötzky um Friedolin zu uns nach Hause zu bringen.
„Make it new and better“
Erstmal planten wir im Innenraum ein bisschen „schöner Wohnen“ dann kam auch schon die erste undichte Ladeklappe im Heck. Ich plante Technik und setzte um, Natalie brachte Wohnlichkeit und Hyggeligkeit in die vier Wände auf sechs Rädern.
Kurze Zusammenfassung auf das „Nötigste“ das wir in etwas über einem Jahr vollbracht haben:
- Elektrik: Licht, Kabel, Schalter
- Solarpanels + Laderegler
- Fugen und Dichtarbeiten
- Klimaanlage und Sat-Anlage wurden demontiert und veräußert
- HT-Abwasserrohre
- Schranktüren streichen
- Küche Arbeitsplatte, eine erhöhte Trennwand zur Dinette sowie eine neue Spüle
- Wasserfiltersystem von Alb + gründliche Tankreinigung
- Das Bad wurde bis auf den Spiegelschrank komplett renoviert
- 4kW Diesel-Standheizung
- Rundum-Arbeitsleuchten auf dem Dach
- Surfbretthalter auf dem Dach renoviert
- Gurtböcke mit 3-Punktgurten nachgerüstet (Danke Papa)
- Trockentrenntoilette
- Drei Aluboxen gekauft, Träger gebastelt und montiert
- Zwei Wochen vor Abfahrt die zwei 100Ah AGM Boardbatterien für tot befunden und ersetzt (Danke Kai)
- Einen Tag vor der Abfahrt auch die Starterbatterie mit 9,5 V beerdigt und ersetzt
- TÜV über 3,5t jährlich (Danke Oliver für den Termin)
Eine detaillierte Auflistung der Arbeiten und zur Technik gibt es hier.
Routenplanung
Natürlich besprachen wir unsere Routenideen, dabei war alles von „Seidenstraße“ bis „Irgendwo in Afrika“. Wir spannen und planten, wägen Möglichkeiten ab, warfen Dinge wieder über den Haufen, erfanden eigenes, ließen uns influencen und fingen von vorn an. Letztlich rückte pandemiebedingt und aus Sicherheitsgründen für uns zunächst erstmal Europa in den Fokus. Und wir mögen beide den etwas kühleren Sommer in Skandinavien und den milden Winter in Südeuropa, also „wollten wir es machen wie Zugvögel“.
Abends lag/saß ich in diese Zeit oft noch wach und plante unsere Route, sah mir Outdoor-Dokus und Reportagen an, laß in Blogs, lerne Park4Night quasi auswendig und erdachte mir „Kanufahren als neues Familienhobby“.
Ich sammelte auf Park4Night (P4N) alle Plätze welche ich für schön, nützlich und mit unserem Gefährt für erreichbar hielt. Mit „Alle“ meine ich ca 200-400 pro Land, konzentrierte mich aber vor allem auf den Start der Reise, also vor allem Finnland und Norwegen, den wir hatten zum Blackfriday 2022 eine Fähre von Travemünde nach Helsinki gebucht, und würden Schweden auf dieser Reise fast gänzlich auslassen – dachten wir. Danach machte ich mit Luxemburg, Niederlanden, Belgien und Frankreich weiter. Den Rest würden wir auf der Reise planen.
Für die Visualisierung der Route und die Planung von anderen Plätzen die nicht bei P4N zu finden sind nutze ich RoadTripPlaner, eine App welche man am Mac und auf iPhone und iPad nutzen kann. Es ist zwar etwas fummelt mug die Plätze aus P4N and RTP zu übergeben aber ich komme mit Karten gut zurecht und nutze daher einfach beide Apps parall, manchmal auch auf zwei Geräten und setze mir nur die wichtigsten Wegpunkte in RTP. Die wichtigsten sind für mich klar: Plätze zum Freistehen/ Campen sowie Coole Foto/Video/Drone-Spots. Die Wasser und Dieselversorgung ist selbst mit unserm Mikro-Diesel-Tank in Europa kein Problem. Lebensmittelgeschäfte Vermerke ich mir auch meist nicht bei der Planung, da diese mit Google-Maps mit jedem Gerät schnell zu finden sind.
Vorteil von RTP: Wenn gewünscht kann sehr präzise geplant werden (Ankunft und Abreisezeit, Aufenthaltsdauer, Fotos, Notizen uvm.), es basiert auf AppelMaps, man kann geräteübergreifend über die iCloud arbeiten, und man kann die Spritkosten und den Verbrauch berechnen lassen. Nachteil: Es ist kein Navi und wirklich nur für die Planung oder Dokumentation, aber dafür ist es dem Namen her auch erdacht, Passtraßen welche im Winter nicht passierbar sind können nicht geplant werden da immer die aktuelle Passierbarkeit von AppelMaps zu Rate gezogen wird.
Ich packe mein Wohnmobil
..und nehme mit?
Wir hatten durch die vorangegangenen Urlaube schon einiges an Campingausrüstung, aber noch keine Wohnmobilausstattung zusammen und benötigen noch etwas Geschirr und Besteck aber vor allem eine gute Organisation in den Schränken.
Dann beschrieben wir ein Whiteboard mit allen möglichen Outdoor-Kleidungsstücken und Co. und machen daraus eine gigantische Familien Check- & Packliste.
Es wurde bestellt, gesucht und probiert und natürlich auch schon vor Reiseantritt schon wieder herausgewachsen – von den Kindern.
Ich und meine Technik: Ich schwankte zwischen „Was muss wirklich mit“ und „wie schön doch ein größeres Wohnmobil für mehr wäre“. Letztlich war es mir aber klar, dass man bei acht Oberschränken und sechs Personen wenigstens einer für Akkus, Kameras, Kabel und Co. frei sein würde 😉
Für unser neues Familienhobby Kanu-Fahren brauchten wir:
2 Boote (weil wir viele sind, und nur fahren langweilig ist wenn man nicht auch irgendwo zelten kann),
Packfässer, Packsäcke, Schwimmvesten, Paddel, und mindestens einen Bootswagen.
Wir erstanden ein Ally 16,5 (Inkl. Bootswagen) sowie ein 15er Pakboats, und ein paar Stechpaddel und zwei Packfässer und -säcke, die passenden Westen hatten wir z.T. schon von früheren kleineren Touren („nur ich mit zwei Kindern im Aufblass-Kanadier von Decathlon“).
Ich versuchte immer zu Planen und merkte das ich manches nicht planen würde können, und das versuchte ich durch mehr Planung zu kompensieren um so Sicherheit zu erlangen. Auf unserer ersten Reise im eigenen „Zuhause auf Rädern“ sollte es immerhin noch besser werden als in dem geliehenen vor einigen Jahren. Denn von dieser ersten Reise erzählten wir schließlich immer noch und sie war ja sowas wie der Startschuss für das alles hier. Ich würde erst auf der Reise und der auch an meine treuen Kunden angepassten Routen merken dass man nicht alles planen kann bzw. da auch manchmal viel Energie in die falsche Richtung fließt.
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